2023 (1)

Constance DeVereaux / Steffen Höhne / Martin Tröndle/
Karen van den Berg, Melissa Rachleff Burtt (Hg.)

242 Seiten

ISBN 978-3-8376-6373-0

transcript.

44,99€

Die aktuelle Ausgabe kann beim Verlag bezogen werden.

Die Zeitschrift für Kulturmanagement und Kulturpolitik (Journal of Cultural Management and Cultural Policy) beleuchtet aktuelle Fragestellungen in den Feldern Kulturmanagement und Kulturpolitik. Sie veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge, Essay und Fallstudien, die organisationale, politische, soziale und ästhetische Prozesse der Kulturproduktion, -distribution und -rezeption diskutieren.

Multiperspektivische Analysen und fundierte Diskussionen aktueller Herausforderungen in Kulturmanagement und Kulturpolitik stehen genauso im Fokus der Zeitschrift, wie die Weiterentwicklung von Forschungsdesigns, -methoden und Praktiken. Die Zeitschrift steht für theoretische Vielfalt und unterstützt die Anwendung verschiedener methodischer Ansätze, die zur Weiterentwicklung von Forschung und Praxis in Kulturmanagement und Kulturpolitik beitragen.

Einführung

Inhalt
    • Zusammenfassung

      Obwohl sich viele Wissenschaftler mit politischer Kunst befassen, fehlt eine eingehende Analyse der Art und Weise, wie sich Künstler politisch äußern und ihren politischen Ausdruck als Teil ihrer künstlerischen Reputation bewerten. Wie bewerten Künstler ihr politisches Handeln im Hinblick auf ihre künstlerische Reputation, und warum? Ein vielversprechender theoretischer Zugang zu dieser Frage ist die Feldtheorie von Pierre Bourdieu. Wir haben sein Konzept des feldspezifischen symbolischen Kapitals in der kulturellen Produktion genutzt, um politische Äußerungen von Künstlern zu untersuchen; die Ergebnisse basieren auf empirischen Untersuchungen in Hamburg, Hannover, Jerusalem und Tel Aviv. In früheren Veröffentlichungen dieses mehrstufigen Forschungsprojekts haben wir fünf Künstlertypen identifiziert, die auf unterschiedliche Weise in die städtische Politik involviert sind – der autonome Künstler, der soziale Artivist, der politische Künstler, der politische Artivist und der Künstler mit hohem Status. In
      dieser Phase bewerten wir ihr politisches Verhalten als als Beitrag zur Bestimmung des
      symbolischen Kapitals. Dabei kamen wir zu dem Ergebnis, dass autonome Künstler
      politisches Handeln als nachteilig für ihr symbolisches Kapital ablehnen. Künstler mit
      hohem Status haben eine so hohe künstlerische Position, dass sie eine mögliche Schädigung
      ihres Rufs durch ihre politischen Aktivitäten ignorieren können. Soziale Künstler sind der
      Meinung, dass offenes politisches Handeln ihrem symbolischen Kapital schaden könnte,
      und wir bezeichnen ihr politisches künstlerisches Handeln als soziale Kunst. Politische
      Künstler erklären, dass ihr Kunstwerk politisch ist, und dass dies ihr symbolisches Kapital
      fördere, solange ihre politischen Äußerungen auf ihr Kunstwerk beschränkt seien und nicht
      als persönliche Äußerungen angesehen würden. Politische Künstler ziehen keine Grenze
      zwischen ihren Kunstwerken und persönlichen politischen Äußerungen, da sie beides
      als reputationsfördernd verstehen. Eine negative Korrelation zwischen künstlerischer
      Autonomie und politischer Heteronomie im Kunstbereich erscheint daher als zu einfach.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    10.14361

    • Zusammenfassung

      2021 waren erstmals ausschließlich Kunstkollektive für den Turner Prize nominiert. So wurde Autorschaft gleichsam ’demokratisiert´, indem die Kontrolle über die künstlerische Arbeit an Nicht-Künstler abgegeben hatten. Gerade bei einem derart prestigeträchtigen Preis wie dem Turner Prize wurde dieser erklärte Kontrollverzicht, den das kollektive Arbeiten mit unterschiedlichen Gruppierungen mit sich bringt, als ethisch wertvoll erachtet. Gilt der Kontrollverzicht doch als egalitär und nicht hierarchisch. Wir argumentieren dagegen, dass der wachsende institutionelle Erfolg von sozial engagierter Kunst ein Spannungsverhältnis erzeugt zwischen der Notwenigkeit ethisch Gutes zu tun, und zwar auf möglichst authentische Weise, und einer gewissen Unaufrichtigkeit, die Projekten innewohnt, die künstlerische Expertise angeblich zugunsten egalitärer Prozesse aufzugeben. Wir möchten zeigen, dass es nicht primär die kollektiven Prozesse selbst sind, die sozial engagierte Kunst in den Bereich des Postfaktischen drängen, verantwortlich hierfür ist vielmehr die allgemeine Überhöhung von Demokratie und Gleichheit. Dabei kommen wir zu dem Schluss, dass sozial engagierte Kunst eine dialektische Spannung zwischen Vorstellungen von Gleichheit und der Produktion von Wahrheit als kulturellem Wert beibehalten muss: eine Dialektik, die die behutsame Wiederherstellung künstlerischer Autorschaft und eine ehrlichere Vision politischer Ambitionen und Bedeutungen verbindet.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    10.14361

    • Zusammenfassung

      Die HIV/AIDS-Epidemie der 1980er und -90er Jahre markiert ein gesellschaftliches Versagen des Westens gegenüber den vom HI-Virus Betroffenen und den an diesem Sterbenden. Auf dieses Versagen regiert ab Mitte der 1980er Jahre politischer und künstlerischer Widerstand. Künstlerische Aktionen verbinden sich auf neuartige Weise mit dem politischen Protest. Außerdem entsteht eine neue Form von queerer utopischer Kunst, die unter anderem in der Fotografie ihren Ausdruck findet. Der Artikel betrachtet queere Utopie als Engagement und geht dabei auf die besondere Rolle der Fotografie während der HIV/AIDS-Krise ein. Anhand dreier Fotografien von Jürgen Baldiga, Mark Morrisroe und David Wojnarowicz wird erläutert, wie engagierte Kunst als queere Utopie der HIV/AIDS-Krise begegnet.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    10.14361

    • Zusammenfassung

      Partizipation ist ein intensiv diskutiertes Thema in der Kulturpolitik, ein Thema, dem sich Wissenschaftler und Praktiker auf unterschiedliche Weise genähert haben. Aktuell zeigt sich ein komplexes Verständnis von Partizipation in Kunst und Kultur. Die Anforderungen der öffentlichen Kulturverwaltung zielen darauf ab, Kulturangebote mit immer höherer Beteiligung zu fördern, wobei unterschiedliche Interessen eine Rolle spielen. Indem dieser Artikel einige der kulturpolitischen Paradigmen – Exzellenz, kulturelle Demokratisierung, kulturelle Demokratie und Kreativwirtschaft – aus einer für sozial engagierte Kunst spezifischen Perspektive betrachtet, werden Spannungen, die bei der Frage nach den Mitteln kultureller Produktion entstehen, deutlich. Problematisiert wird darüber hinaus der institutionelle Gebrauch der Begriffe Kunst und Partizipation.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    10.14361/zkmm-2023-0105

    • Zusammenfassung

      Auf der Grundlage der materialistischen feministischen Theorie wird in diesem Artikel die Arbeit „Recleaning the Rietveld Pavilion“ (2017) von Alina Lupu und deren Beziehung zu Job Koelewijns „Cleaning of the Rietveld Pavilion“ (1992) und anderen wichtigen Vorläufern diskutiert. Indem ich die Art und Weise betrachte, wie Reinigungs- und Servicearbeiten in den Projekten artikuliert werden, und wie die Menschen, die an deren Umsetzung beteiligt sind, in den Blick genommen werden, argumentiere ich, dass im Kontext sozial engagierter Kunst eine kritische Analyse der Sichtbarkeit dieser Tätigkeiten stattfindet. Die Argumentation konzentriert sich auf Kunst als Ort geschlechtsspezifischer Arbeit und auf die Subjektivitäten sowie die Formen (sozialer) Arbeit, die sie hervorbringt. Darüber hinaus wird das Regime der Hyper-Sichtbarkeit zeitgenössischer Kunst in Kontrast gesetzt zur Unsichtbarkeit dieser haushaltsnahen Dienstleistungen, die wesentlich aber nicht ausschließlich mit der Instandhaltung und Pflege befasst sind und so zur Reproduktion eines nicht nachhaltigen Systems von Arbeitsbeziehungen beitragen, das auf (Selbst-)Ausbeutung, Reputation und finanzieller Abhängigkeit beruht.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0106

    • Zusammenfassung

      Wir gehen in diesem Aufsatz davon aus, dass wir es gegenwärtig mit einem erneuten Strukturwandel der Öffentlichkeit zu tun haben. Dieser hat erhebliche Konsequenzen für die Sphäre des Politischen. Denn durch die Krise der Repräsentativität und die Zersplitterung der Öffentlichkeit in antagonistisch strukturierte, auf Selbstdarstellung und -bestätigung gerichtete Welten erodiert der common ground, der erforderlich ist, damit politische wie ästhetische performative Handlungen geltend gemacht werden können. Vor diesem Hintergrund ist es nötig, Kunstformen näher zu betrachten, die diesseits performativer Eingriffe auf der „Bühne des Öffentlichen“ zur einer gesellschaftspolitischen Transformation beitragen wollen. Statt auf Versuche einer Neumischung der ohnehin heillos krisenbehafteten herrschenden Repräsentationsverhältnisse, und statt auf Versuche des Propagierens von Gegen-Hegemonien, fokussieren wir uns auf community based arts. Wir argumentieren, dass die politische Stärke dieses neuen Genres nicht so sehr in einem zu erwartenden „social impact“ oder in der Wiederbelebung einer absterbenden Wir-Identität liegt, als vielmehr in der Wiederstellung einer unmittelbaren Sozialität durch leibliche Begegnung und Befähigung zur Dialog-Offenheit unter Anwesenden.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0107

  • Soziale Künstler und inklusive Kulturpolitik

    Amanda Ravetz, R.M. Sánchez-Camus

    Case Study
    • Zusammenfassung

      Diese Fallstudie bietet einen kritischen Überblick über SAFEDI, ein vom Arts and Humanities Research Council finanziertes Engagement-Stipendium, das darauf abzielte, die Gestaltung der Politik in Bezug auf Zugang, Integration und Vielfalt in Kunst- und Kultureinrichtungen und -organisationen zu beeinflussen. Im Rahmen von sechs Künstleraufträgen arbeiteten ’Soziale Künstler’ mit Teilnehmern, die sich selbst als marginalisiert bezeichnen, und mit Organisationen, die an der Entwicklung einer integrativeren Kulturpolitik interessiert sind. Ein zentrales Anliegen des SAFEDI-Stipendiums war es herauszufinden, ob künstlerische Prozesse und Ergebnisse zu einer Methode und einem Mittel werden können, mit dem gelebte Ausgrenzungserfahrungen und die Visionen der Teilnehmer für einen besseren Zugang zu Kulturpartnern und Forschern vermittelt werden können. Die von einem unabhängigen Gutachter gesammelten Nachweise ergaben, dass alle geplanten kurzfristigen Ergebnisse und eine Reihe mittel- und langfristiger Auswirkungen bis zum Ende des Projekts erreicht wurden, wobei der Ansatz der sozialen Kunstpraxis die Verantwortlichen der Kulturpartner in die Lage versetzte, ihre Strukturen, Bestimmungen, Absichten, Praktiken und formellen Strategien in Bezug auf ihre Mitarbeiter und das Publikum, das sie erreichen wollen, neu zu überdenken.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0108

  • Steigerung des Management-Know-hows von Kunststudenten an Hochschulen

    Lucie Pešl Šilverová, Ingeborg Radok Žádná

    Case Study

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0109

    • Zusammenfassung

      Der Bericht betrachtet die ISSP Summer School of Socially Engaged Art, welche vom 23. bis 30. Juli 2022 in Cēsis (Lettland) stattfand. Gemeinsam durchgeführt von ISSP Lettland und New Visions richtete sich die Veranstaltung an Künstler und Kreative unterschiedlicher Disziplinen aus dem baltischen Raum, die mit Communities arbeiten oder es anstreben. Durch Übungen, Workshops und Gastvorträge wurden innerhalb einer Woche sowohl die Rolle sozial engagierter Kunst theoretisch analysiert als auch Werkzeuge an die Hand gegeben, die helfen sollten in der eigenen Praxis kontextbezogene und gleichberechtigte Beziehungen aufzubauen. Der nachfolgende Bericht basiert auf teilnehmender Beobachtung und auf Interviews mit den Beteiligten und den Organisatorinnen. Da Gruppendynamiken, der Ortsbezug und die soziale Dynamik von Veranstaltungen in der sozial engagierten Kunst eine besondere Rolle spielen, geht er Beweggründen und Erwartungen der Initiatoren und Teilnehmern nach, betrachtet aber auch die Strategien und Methoden, die von den Organisatoren angewendet wurden, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, ein nachhaltiges Netzwerk zu kreieren. Und schließlich wird gefragt, was die Teilnehmer nach der Woche mitnahmen. Ein wichtiges Augenmerk liegt dabei auf den Paradoxien von sozial engagierter Kunst im post-sowjetischen Kontext.

    Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0110

  • Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0112

  • Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0113

  • Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0114

  • Sozial Engagierte Kunst in einer Neuen Weltordnung

    doi 10.14361/zkmm-2023-0115