Sozial engagierte Kunst in einer neuen Weltordnung

Gastherausgeber: Karen van den Berg, Zeppelin University & Melissa Rachleff, NYU

Einreichungsfrist: 1 September 2022

Die Überzeugung, dass Kunst dazu in der Lage ist, neue soziale Formen und neue Formen des Zusammenlebens zu gestalten und experimentell zu entwickeln, ist so alt wie die künstlerische Avantgarde. Allerdings haben sich die soziale Verortung der Kunst und das Zusammenspiel zwischen Künstlern/Künstlerinnen, Nicht-Künstlern/-Künstlerinnen, Institutionen und politischen Entscheidungsträgern/-trägerinnen erheblich verändert. Während aber sozial engagierte Kunst als neue Disziplin immer breitere Akzeptanz findet und für fähig gehalten wird, neue soziale Formen, transdisziplinäre Kooperationen und neue partizipative Bildungsformate zu schaffen, geraten Demokratien zunehmend in Gefahr und die geopolitische Weltordnung verändert sich. Der globale Klimanotstand und der Aufstieg autokratischer Regierungen, nationalistischer und rechtspopulistischer Kräfte stellen neue Kontexte dar und bedrohen die Arbeit sozial engagierter Kunst. Gleichzeitig stehen Künstler und Künstlerinnen sowie Kuratoren und Kuratorinnen im Verdacht, einer neuen Professional Managerial Class (PMC) anzugehören, die durch ihre Verstrickung in das neoliberale Wirtschaftssystem die eigene Arbeit in NGOs, Museen und der Wissenschaft gefährdet. Daraus ergibt sich die Frage, wie Kunst und soziales Engagement neue Gemeingüter und ein fortschrittliches bürgerliches Bewusstsein hervorbringen können. Wie gehen sozial und politisch engagierte Kunstprojekte mit der Gefahr um, sich selbstreferentiell in Mikropraktiken zurückzuziehen und dabei die planetarische Krise und die großen Fragen sozialer Gerechtigkeit aus den Augen zu verlieren?

Die hier geplante Ausgabe lädt zu Beiträgen ein, die sich mit Kunst, Kunstprojekten, Kunstinstitutionen und Kulturpolitiken beschäftigen, die sich als Treiber einer nachhaltigen sozialen und politischen Transformation hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit verstehen und in Zeiten der Krise Formen der Kritik und Vorschläge zum Ausloten von Möglichkeiten bieten. Beiträge zu den folgenden Themen sind willkommen:

  • Rhetorik: Analysen, die sich mit der Entwicklung der Rhetorik des sozialen Engagements befassen, und ihre Rezeption in der Wissenschaft, in Kunstinstitutionen, in der Kulturpolitik und bei der Formulierung von Förderrichtlinien und die damit verbundenen Spannungen in den Blick nehmen.
  • Theorien: Theorien, die den Zusammenhang zwischen sozial und politisch engagierter Kunst und Demokratisierungsbestrebungen analysieren.
  • Geschichte/n: Die Rolle und Wirkung sozial engagierter Kunst in Krisenkontexten.
  • Praktiken: Fallstudien von Projekten in repressiven politischen Kontexten und Fallstudien von Projekten und Praktiken, die sich unmittelbar an der kollaborativen Problemlösung beteiligen.

Beiträge zu diesen und anderen relevanten Fragen sind erwünscht – in Form von Forschungsartikeln, Aufsätzen und Fallstudien – von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Bereichen, einschließlich solcher, die sektor- und disziplinübergreifend arbeiten oder die selbst eine doppelte Künstler-/Forscherperspektive oder Künstlerinnen-/Forscherinnenperspektive in ihre Arbeit einbringen.

Einreichungsfrist: 1 September 2022

Hinweise zur Einreichung

Einzureichen bei: submissions(at)jcmcp(dot)org

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