Editorial

Engagement verorten: Ein Konzept im Kulturmanagement. Ein Gespräch mit Ulrike Lorenz und Martin Tröndle

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Zusammenfassung

Wir leben in einem Zeitalter der physischen und emotionalen Entkopplung. Die Menschen in den Industrieländern wachsen mit einer großen Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit der Interaktion und Kommunikation auf, aber scheinbar mit weniger Tiefe als frühere Generationen. Gemeinschaften sind in den letzten Jahrzehnten sozial und kulturell zerrissener und politisch polarisierter geworden (RODGERS2012; FUKUYAMA 2014), und die durch die Pandemie erzwungene soziale Isolation hat diese Auflösung des gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Engagements noch verstärkt.Viele öffentliche Einrichtungen in Europa und Nordamerika erleben einen Vertrauensschwund (STATISTA 2024; IPSOS 2023; UNHERD 2023;GALLUP 2022), der das Gefühl gesellschaftlicher Stabilität und Sicherheit weiter in Frage stellt. All dies sind Indikatoren dafür, dass wir uns in einem grundlegenden Wandel befinden, der sich darauf auswirkt, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und welche Rolle wir darin spielen. Die potenzielle Rolle von Kunst- und Kultureinrichtungen unter diesen Umständen mag auf den ersten Blick begrenzt erscheinen, doch jüngste Umfragen in Europa und Nordamerika bestätigen, dass insbesondere Museen und Bibliotheken über das gesamte demografische Spektrum hinweg ein hohes Maß an Vertrauen und Wertschätzung genießen (AAM 2021; STERNFELD 2022; BC MUSEUM ASSOCIATION2022; DJS ASSOCIATION 2022; NEMO 2023).Wie können Kunst- und Kultureinrichtungen, die Kulturpolitik und das Kulturmanagement solche Trends aufgreifen und versuchen, ihnen durch Engagement entgegenzuwirken?