Einführung
Evaluation im Kulturbereich
Wie ist es um die Evaluationskultur in der Kultur bestellt? Wie in vielen anderen Bereichen ist heutzutage auch in der Kultur die Evaluierung von Institutionen, Programmen, Projekten und von deren Wirkungen eine gängige Praxis. Spätestens mit der Einführung des so genannten ‚New Public Management‘ in den öffentlichen Verwaltungen in den 90er-Jahren wurde auch für Kulturförderung und Kulturpolitik das Evaluieren zu einem Steuerungsinstrument. Die Bedeutung, die Evaluationen heute für kulturpolitische Planung und Kulturfinanzierung zukommt, insbesondere der damit verbundene zunehmende öffentliche Legitimierungsanspruch an Kulturinstitutionen und -projekte, stellt für Forschung und Praxis des Kulturmanagements eine Herausforderung dar.
Weiter lesenEditorial
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0101
Research Article
Zusammenfassung
Seit dem Aufkommen des New Public Management werden als Steuerungsinstrument der Kulturpolitik regelmäßig Evaluationen eingesetzt. Die Glaubwürdigkeit des damit einhergehenden, impliziten Versprechens für sachliche, evidenzbasierte Entscheidungsprozesse bekommt jedoch Risse, sobald man Einsicht in das Zustandekommen und den interessensgelenkten Einsatz von Evaluationsstudien gewinnt. Wie ist nun dem epistemischen Geltungsanspruch von Evaluationsergebnissen zu begegnen? Und worauf sollte man achten, um die Qualität von Evaluationsstudien zu gewährleisten? Es reicht nicht aus, die Erfüllung von formalen Kriterien wie Wissenschaftlichkeit (Methodik und Systematik bei der Datenerhebung und -auswertung), Nachvollziehbarkeit (begründete Auswahl der Indikatoren, begründete Schlussfolgerung) und Transparenz (Offenlegung des Evaluationsverfahrens und der zugrundeliegenden Motive) einzufordern. Daher widmet sich der Aufsatz dem Umgang mit grundsätzlichen Problemen, Ambivalenzen und Unwägbarkeiten, die im Zuge jeder Evaluationsstudie auftauchen. Ziel ist es, eine höhere Reflexivität über die inhärente Ambiguität und Fragilität von Evaluationsprozessen zu erreichen.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0102
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Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0103
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Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag wird der Ansatz eines wirkungsorientierten Qualitätsmanagements vorgestellt und erörtert. Dabei wird zunächst das betriebswirtschaftliche Verständnis von Qualitätsmanagements hergeleitet und anhand theoretisch-konzeptioneller Grundüberlegungen mit dem kreativen Kontext und der Frage der Leistungserstellung von Kulturorganisationen verknüpft. Anschließend wird ein Modell für ein wirkungsorientiertes Qualitätsmanagement (Theatre Quality Frame) vorgestellt, welches an einem Schweizer Theater als Pilotprojekt entwickelt wurde und aktuell eingesetzt wird. Das Modell kombiniert eine Prozesslandkarte, die alle Theaterprozesse enthält mit einem Performance-Monitor, welcher als Messinstrument der Organisationsziele dient. Das Theatre Quality Frame ist kompatibel mit den internationalen Qualitätsmanagementstandards nach ISO 9001. Abschließend wird der vorgestellte Ansatz des wirkungsorientierten Qualitätsmanagements aus praktischer und organisationstheoretischer Perspektive diskutiert.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0104
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Zusammenfassung
Programm- und Projektevaluationen in der kulturellen Bildung werden inzwischen regelmäßig, aber oftmals leider nur als routinierte Leistungsschau mit erwartbaren Ergebnissen durchgeführt. Die Autoren entwickeln aus der eigenen Arbeitspraxis ein Konzept einer Evaluation, die institutionelles Lernen fördert. Der Beitrag entwickelt Regeln und Arbeitsschritte für eine partizipative, am Lernerfolg ausgerichtete Evaluation. Grundsätzlich gilt, dass die Evaluation in einem intensiven kommunikativen Prozess mit Auftraggebern, Evaluierten und anderen Stakeholdern geführt werden muss. Die Evaluation wird so organisiert, dass Lernschleifen im Sinne einer Fehlerkorrektur stattfinden. Auftraggeber und Evaluierte werden dahin geführt, selbst an einer Aktualisierung von Zielen, Handeln und Zielerreichung zu arbeiten. Der Einsatz qualitativer Methoden neben quantitativen Verfahren ermöglicht das Erkennen von Fehlern im Programm oder Projekt und von Gründen für deren Auftreten. Doch noch immer ist eine Fehlerkritik nicht überall erwünscht. Fehler aber müssen erlaubt sein und im wertschätzenden Miteinander konstruktiv zu institutionellem Lernen und Prozessverbesserung genutzt werden.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0105
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Zusammenfassung
Unsere moderne Gesellschaft ist zu einer Evaluationsgesellschaft geworden, in der Feedbackschleifen und Bewertungen zu einer Routine geworden sind. Von dieser Evaluationswelle blieb der Kulturbereich bislang weitestgehend verschont. Evaluation als Instrument einer reflexiv geprägten demokratischen Gesellschaft kann jedoch dem Kulturbetrieb dienlich sein. Dabei muss Evaluation die Funktion von Kunst in der Gesellschaft als eine polarisierende, komplexe Angelegenheit anerkennen und diese Komplexität in der Evaluation berücksichtigen. Das hat auch Auswirkungen auf die Funktionen von Evaluation im Theaterbetrieb. Anhand der Evaluationspraxis in den Jahren 2006 bis 2014 an den öffentlichen Theatern der südschwedischen Region Skåne wurden Methoden, Prozesse und Funktionen von Evaluation empirisch erhoben und analysiert, um herauszufinden welche Wirkungen und Resultate aus den unterschiedlichen Evaluationen hervorgehen und welche Faktoren eine Rolle für die nachhaltige Nutzung von Evaluation spielen. Die Studie zeigt: Die Funktionen von Evaluation sind im Kulturbereich vielfältig und müssen in Balance zueinander gesetzt werden. Daher sollte Evaluation am Theater weniger als Steuerungsinstrument mit instrumenteller Nutzung gedacht werden. Vielmehr kann Evaluation eine Rolle spielen, wenn sie als Reflexionsinstrument für eine konzeptuelle Nutzung eingesetzt wird.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0106
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Zusammenfassung
Häufig erkennen traditionell produzierende Stadttheaterbetriebe für sich weder in Qualitätsmanagementsystemen noch Evaluationsmodellen einen Nutzen. Ein zusätzliches Problem des öffentlich finanzierten Theatersystems ist es, dass der gewährte Vertrauensvorschuss seitens der Träger kaum Interventionsmöglichkeiten bei Fehlsteuerungen durch die Theaterleitung vorsieht. Zumeist ist aber allen Beteiligten ein Interesse am künstlerischem Erfolg und gesellschaftlichen Wirkungen der künstlerischen Arbeit gemeinsam. Am Beispiel des Nationaltheaters Mannheim wird dargelegt, wie es parallel zur Schaffung eines Mehr-Intendanten-Modells gelang, einen vom Unterhaltsträger unterstützten Wirkungszielprozess zum beiderseitigen Gewinn zu führen. Insbesondere dessen finanzierungsrelevante Komponente begünstigte die Bereitschaft der Intendanzen, das Wirkungszielmanagementsystem in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zu entwickeln sowie im politischen Dialog vertrauensbildend einzusetzen. Das durch das gesamtstädtische Change-Management initiierte Wirkungszielmanagement bietet Ansätze zur Selbstevaluation und Verknüpfung mit Qualitätsmaßnahmen im Theaterbetrieb.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0107
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Zusammenfassung
Neuen Ansätzen im Public Management folgend ist die Schaffung von Gemeinwohlwert (public value) erst gegeben, wenn damit verbundene Aktivitäten zu einer entsprechenden Bewertung auf der individuell-psychologischen Ebene führen. Im Rahmen der hier vorgestellten ‚Means-end-Evaluation‘ werden jene Personen zum Maßstab für das Handeln öffentlicher Institutionen, die einen unmittelbaren Wert aus kulturellen Projekten oder Objekten ziehen: die Zuschauer, Zuhörer, Leser oder Besucher. Am Beispiel des Swiss Science Center Technorama wird gezeigt, wie mittels einer Laddering-Analyse die mit einer Einrichtung und ihren Angeboten assoziierten Wertvorstellungen aufgedeckt werden können. Die auf diesem Wege gewonnenen Erkenntnisse können sowohl zur Bewertung und gegebenenfalls Legitimation öffentlich geförderter Leistungsprogramme dienen als auch zur publikumsorientierten Weiterentwicklung von kulturellen Angeboten und Vermittlungsprogrammen.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0108
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Zusammenfassung
Von der Kunstsoziologie hin zu moderneren Besucherbefragungen, Projekt- oder Programmevaluationen tasten sich Evaluationen an Rahmenbedingungen und Wirkungen des künstlerischen Schaffens heran, etwa Profil, Anzahl und Beweggründe der Besucher, Audience Development, Customer Journey, mediale Resonanz. Pragmatisch gesehen, spricht so gut wie nichts gegen Evaluationen im Kunstbereich – bleiben doch das Kunstschaffen und die Kunsterfahrung an sich davon unberührt. Doch wie wirkmächtig sind Evaluationen und was implizieren sie in unserem Umgang mit und unserer Bewertung von Kunst? In diesem Aufsatz vertrete ich die These, dass die Verbreitung von Evaluationen in der bildenden Kunst – und spezifischer bei Kunstprojekten im öffentlichen Raum – exemplarisch für eine neue, eindimensionale Rezeptionsästhetik steht. Mit diesem Paradigma kommt nicht nur der Zahl als Qualitätssignal, sondern auch der Kunst eine neue Rolle zu. Daraus folgt ein Appell, das Faszinosum der Zahl zu überwinden und eine mehrdimensionale Axiologie zu erdenken, die das traditionell Ästhetische, das Performative und das Gesellschaftliche gleichermaßen mit einbezieht.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0109
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Zusammenfassung
Unter dem programmatischen Titel Kultur wirkt initiierte das Goethe-Institut 2013 einen über dreijährigen Prozess zur Entwicklung eines wirkungsorientierten Evaluationskonzepts für seine Kultur- und kulturelle Bildungsarbeit. Der Beitrag fasst im ersten Teil diesen Prozess und die konzeptionellen Überlegungen, die in ein 2016 veröffentlichtes Evaluationskonzept mündeten, zusammen. Insbesondere durch die Aufmerksamkeit auf die Dimension des Throughput (wertebasierte Arbeitsweise) und durch die Analyse von Wirkungsbeziehungen (Transfer) wird gegenüber bestehenden Evaluationsansätzen ein Mehrwert geschaffen. Im zweiten Teil des Beitrags wird die Anwendung des Evaluationskonzepts anhand eines Fallbeispiels konkretisiert. Hier wird insbesondere die Erkenntnisgenerierung durch die Akteur-Netzwerk-Theorie nach Bruno Latour und Michel Callon im Rahmen von Kulturevaluationen dargestellt.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0110
Case Study
Zusammenfassung
Im Februar 2016 beauftragte das Kulturamt der Stadt Innsbruck ein Team der FH Kufstein Tirol mit der Evaluation der Förderschiene stadt_potenziale (gegründet 2008). Sie richtet sich an die freie Szene und steht im Zeichen experimenteller Auseinandersetzung mit Urbanität im Allgemeinen und der Stadt Innsbruck im Besonderen. Die summative Evaluation umfasste Datenanalysen, baute auf einer Umfrage unter den Projektandinnen und Projektanden auf und kontextualisierte die Ergebnisse u. a. mit Richard Florida. Die besondere Herausforderung erwuchs dem Umstand, dass die Evaluation klein(st)er Fördernehmer/-innen in Österreich kaum angewandt wird, das Verständnis gegenüber der freien Szene bei politischen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen nicht vorausgesetzt werden kann und es keine kulturpolitischen Tendenzen gibt, Potenziale der freien Szene strategisch zu stützen. Die Case Study reflektiert den Verlauf und einige zentrale Ergebnisse der Evaluation und zieht Rückschlüsse für die Rolle von Evaluatoren und Evaluatorinnen für dieses sensible Feld.
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0111
Book Review
Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0112
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Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0113
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Zeitschrift für Kulturmanagement 2017 (1)
http://dx.doi.org/10.14361/zkmm-2017-0114
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