Essay

Fragen der Macht: Disziplin und Vereinnahmung am Theater

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Zusammenfassung

Das Theater ist eine Welt für sich und gleichzeitig erhebt es den Anspruch, die ganze Welt zum Gegenstand seiner Betrachtung zu machen. Es trat Ende des 18. Jahrhunderts an, um als moralische Anstalt die Gesellschaft zu verbessern, und bediente sich dazu eines in seiner Leistungsfähigkeit wesentlich gesteigerten technisch-organisatorischen Apparats. Das Theater stellt sich damit in eine Reihe von modernen Organisationen, die den Idealen von Humanität und Rationalität verpflichtet sind, ihre institutionelle Effizienz jedoch im Sinne Foucaults auf Disziplinierung und Machtausübung gründen. Der vorliegende Artikel beschreibt an Hand der Situation im deutschen Sprachraum die konfliktbehaftete Ambivalenz zwischen verhandelten Inhalten und gelebter Arbeitspraxis im Rahmen weitgehend unveränderter Machtstrukturen. Das Theater erweist sich dabei in Anwendung von Lewis Cosers Konzept der greedy institution als besitzergreifende oder „gierige“ Institution, der es gelingt, die Aufmerksamkeit seiner Mitglieder in höchstem Ausmaß zu binden und sie für ihre Ziele zu vereinnahmen.

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