2023 (2)
Die Zukunft bewahren: Kulturelles Erbe und immaterielle Vergangenheit

Constance DeVereaux, Steffen Höhne, Martin Tröndle, Tiago de Oliveira Pinto (Hg.)

238 Seiten

ISBN 978-3-8376-6374-7

transcript.

44,99€

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Inhalt
    • Zusammenfassung

      Das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des immateriellen Kulturerbes aus dem Jahr 2003 setzte einen wichtigen neuen Akzent, indem es den Gemeinschaften die Möglichkeit gab, ihr eigenes Kulturerbe zu definieren (UNESCO 2003). Aus diesem Grund und als methodischer Ansatz in der Kulturforschung, der dem Übereinkommen von 2003 entspricht, muss die Dokumentation und Erforschung der darstellenden Künste der Menschen im Einklang mit und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kulturträgern und -praktikern erfolgen. Im Text des UNESCO-Übereinkommens von 2003 wird das Phänomen des immateriellen Kulturerbes als eine Triebfeder der kulturellen Vielfalt betrachtet. Darüber hinaus besteht laut dem Übereinkommen eine tief verwurzelte Interdependenz zwischen dem immateriellen und dem materiellen Kultur- und Naturerbe, die in der drei Jahrzehnte zuvor ratifizierten UNESCO-Welterbekonvention (UNESCO 1972) beschrieben und umrissen wurde.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0201

    • Zusammenfassung

      Mit Ratifizierung des UNESCO Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in 2003 kam ganze drei Jahrzehnte nach der Weltkultur- und Naturerbe-Konvention von 1972 ein weiterer Begriff von kulturellem Erbe ins Spiel, das auf Augenhöhe zur materiellen Vorstellung von Kulturerbe der älteren Konvention Stand halten konnte. Dies führte zunächst zu einer Polarisierung von zwei als gegensätzlich behandelten Begriffen von kulturellem Erbe. Nunmehr in ihrem 20. Jahr und bereits auf eine vielfältige und inspirierende Debatte zurückblickend, weitet sich mit dieser neueren Konvention das Verständnis von Kulturerbe, indem das Wechselspiel von Materialität und von Immaterialität eine immer größere Bedeutung beigemessen wird. Anhand von Musik, deren intellektuellen Vorstellungen, das Wissens, das ihren performativen Praktiken zugrunde liegt und anhand der künstlerisch-musikalischen Praxis selbst, wird in diesem Beitrag argumentiert, dass es am Ende eine einzige Auffassung von Kulturerbe gibt, die wie von kaum einer anderen Ausdrucksform von Musik in ihrer historischen wie gegenwärtigen Praxis, sowohl im Lokalen wie im Globalen, veranschaulicht wird.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    doi 10.14361/zkmm-2023-0202

    • Zusammenfassung

      Das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes 2003 brachte nicht nur die Notwendigkeit der Bewahrung immateriellen Kulturerbes in das kollektive Bewusstsein, sondern wirft zugleich auch die Frage nach der Aufrechterhaltung der Lebendigkeit dieses Kulturerbes und damit die Frage nach einer nachhaltigen kulturellen Entwicklung auf. Immaterielles Kulturerbe wird in diesem Zusammenhang häufig als inventarisierbarer Bestand als zu erhaltend identifizierter Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen usw. entworfen, der im Sinne eines unidirektionalen Transfers tradierbar zu sein scheint. Eine solch substanzialistische Betrachtungsweise lässt unberücksichtigt, dass weder das immaterielle Kulturerbe an sich noch die das immaterielle Kulturerbe hervorbringenden Praxen und ihre Bezüge als unveränderlich und an sich bestehend vorausgesetzt werden können. Demgegenüber steht eine relationstheoretische Betrachtungsweise, die das Potenzial eröffnet, immaterielles Kulturerbe als beständig in Transformation und Re-Aktualisierung befindlich in den Blick zu nehmen. Entlang des Verfahrens des Relational Reframe und am Beispiel der Bayreuther Festspiele wird in diesem Aufsatz der Versuch einer solchen (Re-)Perspektivierung unternommen.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0203

    • Zusammenfassung

      Das Pantanal ist ein großes und artenreiches, saisonal pulsierendes Feuchtgebiet in Südamerika. Zwei Elemente der Musikkultur im brasilianischen Gebiet der Ökoregion sind die mündlich und mimetisch überlieferten Musikgattungen cururu und siriri. Dieser Artikel argumentiert, dass diese Gattungen in die physische Umwelt des Ökosystems eingebettet sind. Auf der Grundlage qualitativer Feldforschung verifiziert er die Hypothese, dass das Ökosystem des brasilianischen Pantanals und das ganzheitliche Musiksystem von cururu und siriri ein gemeinsames Öko-Musik-System bilden. Die Analyse zeigt, dass sich das Ökosystem und das Musiksystem gegenseitig beeinflussen. Indem das gesamte Ökosystem und das ganzheitliche Musiksystem als schützenswertes Erbe verstanden werden, legt der Artikel nahe, dass das Öko-Musik-System des Pantanal ein gemeinsames natürliches musikalisches Erbe darstellt. Abschließend wird festgestellt, dass sowohl die ökologisch als auch die kulturell nachhaltige Entwicklung des brasilianischen Pantanals von wechselseitiger Bedeutung für den Schutz des Öko-Musik-Systems sind.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0204

    • Zusammenfassung

      Die kastenförmige, pentatonische Marimba, die Graham Hyslop einst ‚Kizaramo Marimba‘ nannte und die entlang der Küste Tansanias zu finden ist, ist ein gutes Beispiel für ein lebendiges Erbe in der afrikanischen Xylophon-Landschaft. Auf den ersten Blick mag es unspektakulär erscheinen, aber wenn man es bei der Herstellung oder in Aktion sieht oder seine Geschichte und Entwicklung nachverfolgt, erfährt man eine Dimension, in der das Nicht-greifbare und das Greifbare miteinander verschmelzen und sich gegenseitig beeinflussen. Die Veränderungen, die in den letzten 60 Jahren an diesem Instrument vorgenommen wurden, sind Ausdruck des Bedürfnisses der Menschen nach Kontinuität einerseits und ihrer Offenheit für Innovationen, die auf neue Situationen und die Verfügbarkeit von Materialien achten, andererseits. Wie gezeigt wird, erzeugen Musikinstrumente nicht nur Töne, sondern haben – wie es für von Menschenhand geschaffene Objekte üblich ist – auch Biografien und Geschichten zu erzählen.

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    10.14361/zkmm-2023-0205

    • Zusammenfassung

      Grenadillholz (Dalbergia melanoxylon Guill. & Perr.) wird sowohl als Rohstoff für Holzblasinstrumente, vor allem Klarinetten, Oboen und Dudelsäcke, als auch für traditionelle ostafrikanische Schnitzereien sehr geschätzt. Diese kulturelle Vorzeige Baumart wächst nur in Ostafrika zu kommerziell nutzbaren Baumgrößen heran, hauptsächlich in den fragmentierten ostafrikanischen Küstenwäldern, einem globalen Hotspot der Biodiversität, und in den Miombo-Wäldern. Internationale Handelsbestimmungen und die Bedrohung der Art haben zu weitreichenden Herausforderungen auf biophysikalischer, sozioökonomischer und kultureller Ebene geführt. Diese Verflechtungen über Kontinente hinweg zwischen europäischem und afrikanischem immateriellem Kulturerbe, dem Grenadillbaum und seinem Lebensraum erfordern eine ganzheitliche Perspektive. Ein komplexer kultur-ökologischer Systemansatz ermöglicht eine Analyse im Rahmen einer Fallstudie hinsichtlich der Rolle des Grenadillbaumes für den Lebensunterhalt in fünf Gemeinden in Tansania und der fehlenden Verknüpfungen mit entfernten Musikkulturen.

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    10.14361/zkmm-2023-0206

    • Zusammenfassung

      Aus dem Verständnis der sozialen Nachhaltigkeit als Frage nach dem guten Leben geht eine prägende Rolle des immateriellen Kulturerbes hervor. Das Entlebuch in der Zentralschweiz gilt als Modellregion für nachhaltige Entwicklung im Zusammenspiel von Umwelt und sozialer Entwicklung und beheimatet darstellerische und handwerkliche Traditionen, die durch eine starke Partizipation auffallen. Anhand regionaltypischer Traditionen im Entlebuch zeigen sich starke Bezüge zur sozialen Nachhaltigkeit und diese bieten auch Erklärungsansätze für die gemäß Befragungen hohe gemessene Lebensqualität in mit sozialer Nachhaltigkeit zusammenhängenden Bereichen. Auf Basis und durch Kontextualisierung von Interviews mit Trägerschaften des Kulturzentrums Entlebucherhaus, der Köhlerei und der Jagdmusik wird ein Modell der Dynamiken sozialer Nachhaltigkeit konstruiert, welches Wirkungen der tradierten Praxis nach innen und außen aufzeigt, unter Aspekten der Interaktion und der kulturellen Teilhabe.

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    10.14361/zkmm-2023-0207

    • Zusammenfassung

      Der Massentourismus in Florenz hat sich stark auf das Leben der Bürger ausgewirkt, was zu einer allgemeinen Fragmentierung des florentinischen Soziallebens und zu immer kleiner werdenden Räumen für die Zivilgesellschaft geführt hat. Ein solches Phänomen spiegelt sich auch auf der Ebene des dritten Sektors wider. Florenz zeichnet sich zwar durch eine außerordentlich reiche Präsenz zivilgesellschaftlicher Organisationen aus, doch eine Reihe struktureller und operativer Mängel schränken sowohl deren Inklusivität als auch ihr Potenzial ein, zu Motoren des sozialen, kulturellen und politischen Wandels zu avancieren. In diesem Beitrag sollen die Ressourcen und Strategien untersucht werden, die Organisationen des dritten Sektors mobilisieren können, um nachhaltige Projekte zur Wiederbelebung von Gemeinden in Florenz zu fördern, in denen die Kunst eine zentrale Rolle spielt. Insbesondere bin ich daran interessiert, verschiedene Modelle für die Entwicklung solcher Projekte vorzustellen und zu diskutieren und einige lohnenswerte Beispiele zu identifizieren, die das Potenzial haben, neue Wege für soziales Engagement aufzuzeigen, die von anderen verfolgt und reproduziert werden können.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0208

    • Zusammenfassung

      Die Corona-Pandemie hat zu einem Rückgang im Besucheranteil (hoch)kultureller Einrichtungen geführt, wie der Vergleich bundesweiter Umfragen aus den Jahren 2016 und 2023 zeigt. Die Kultureinrichtungen mit einem überdurchschnittlichen alten Publikum (wie in Oper oder klassischem Konzert) sind in der Regel davon nicht stärker betroffen als diejenigen mit einem jüngeren Publikum. Desgleichen gibt es keine Hinweise dafür, dass das ältere Publikum stärker zu einem Rückzug neigte als das jüngere. Das in den höheren Altersgruppen stärker ausgeprägte kulturelle Engagement hat vermutlich die bei ihnen überproportional bestehenden Tendenzen zur Corona-bedingten Zurückhaltung kompensiert.

    Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0209

  • Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0210

  • Journal of Cultural Management and Cultural Policy

    10.14361/zkmm-2023-0211